Kiefererkrankungen

Kiefererkrankungen können sowohl den Ober- als auch den Unterkiefer betreffen und mit bestimmten Zahnerkrankungen zusammenhängen, oder es kann sich um separate erworbene oder angeborene Krankheiten handeln. Einige Krankheiten sind entwicklungsbedingt, andere sind eine Form von erworbenen Entzündungen, Granulomen, Lageanomalien oder Zysten und anderen unnatürlichen Gebilden am Kiefer. Es gibt Erkrankungen, die beide Kiefer betreffen, oder nur einseitige und lokalisierte Störungen, und einige sind auch Erkrankungen des Kiefergelenks.

Der Kiefer ist ein paariger Knochen, der einer der größten Knochen des menschlichen Körpers ist. Der Kiefer besteht aus einem Ober- und einem Unterkiefer, wobei der Unterkiefer manchmal als Schläfe bezeichnet wird. Der Eckzahn ist der einzige bewegliche Knochen des Schädels, der über das Kiefergelenk mit ihm verbunden ist. Der Unterkiefer besteht aus einem Körper und einem paarigen Arm und ist ursprünglich ein paariger Knochen, der aber innerhalb eines Jahres nach der Geburt zu einer Einheit verschmilzt. Sowohl der Oberkiefer als auch der Unterkiefer sind Teil einer Einheit, die von einer Kieferkrankheit betroffen ist.

Das obere Dentarium befindet sich im Alveolarfortsatz des Oberkieferknochens, ebenso wie das untere Dentarium im Alveolarfortsatz im Knochenbett liegt. Der Oberkiefer bildet auch den harten Gaumen der Mundhöhle und den Boden der Nasenhöhle und enthält die Nasennebenhöhle, die so genannte Kieferhöhle. Erkrankungen des Kiefers betreffen also den Unterkiefer, den Oberkiefer, das Kiefergelenk selbst und stehen oft auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, sei es der Mundhöhle oder anderer damit verbundener Hohlräume oder Hart- und Weichgewebe.

Anomalien der Kieferstellung

Die Kiefer sind häufig von verschiedenen Anomalien betroffen, entweder in der Stellung der Kieferknochen oder in der Größe der einzelnen Kieferteile. So kommt es beispielsweise zu einer Hyperplasie oder Hypoplasie sowohl des Oberkiefers als auch des Eckzahns oder zu einem pathologischen Zustand, der als Makrognathismus oder Mikrognathismus bezeichnet wird. Anomalien der Kieferstellung, wie Asymmetrie, Projektion oder Retrognathie der Kiefer, können auch im Verhältnis zur Schädelbasis auftreten. Anomalien in der Position der aufeinanderfolgenden Zahnbögen treten manchmal parallel auf.

Zu dieser Art von Kieferkrankheiten gehören außerdem funktionelle Anomalien und Störungen des Kiefergelenks, wie z. B. ein abnormaler Kieferschluss oder eine Fehlstellung, die im Laufe des Lebens aus verschiedenen Gründen erworben werden, wie z. B. fehlerhaftes Kauen, Mundatmung oder andere unnatürliche Kieferbewegungen. Zu den verschiedenen Anomalien gehören auch Zahnfehlstellungen, die durch eine unnatürliche Veränderung der Position oder Größe der Kieferknochen verursacht werden.

Vorwölbungen der Kieferposition, d. h. Protrusion, sind sehr häufig. In diesem Fall handelt es sich um eine auffällige Vorwölbung der Kiefer und um eine Entwicklungsanomalie des Oberkiefers, bei der die Zähne dachartig vorstehen. Das Gegenteil ist der retrognathische Kiefer. Auf diese Störungen können Beißstörungen folgen, die nur eine Folge davon sind. Im Falle einer schwerwiegenden Anomalie ist nur eine chirurgische Behandlung des pathologischen Zustands erforderlich, die jedoch recht kompliziert ist.

Einige Anomalien können auch konservativ durch das Tragen verschiedener Apparaturen oder Zahnspangen behandelt werden, doch handelt es sich dabei nur um kleinere Störungen lokaler Natur. Dabei handelt es sich um die Entwicklung von Malokklusion bzw. Fehlbiss, der durch schlechte Angewohnheiten oder Zahnfehlstellungen verursacht wird. Mit diesen Formen ist eine korrekte Zahnstellung und Kieferpositionierung möglich, die als Nebeneffekt auch bei myofunktionellen Störungen im Kieferbereich hilft.

Funktionelle Anomalien des Gelenks

Neben dem Kieferknochen selbst kann auch das Kiefergelenk von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein. Dazu gehören verschiedene Störungen oder Funktionsanomalien wie der Costen-Komplex oder das Costen-Syndrom, ein erhöhter Verschleiß des Kiefergelenks, das Kiefergelenk-Schmerz-Dysfunktionssyndrom oder Kieferknacken. Die häufigsten Probleme sind das Costen-Syndrom und das Schmerz-Dysfunktion-Syndrom.

Der Costen-Komplex ist eine Krankheit, die nach dem amerikanischen Arzt benannt ist, der die Krankheit vor mehr als 80 Jahren beschrieben hat. Es handelt sich um eine Fehlfunktion der Verbindung zwischen dem Unterkiefer und den Schädelknochen, die entweder auf Störungen des Gelenks selbst, auf Probleme mit der Kaumuskulatur oder auf eine Fehlstellung des Kiefers zurückzuführen ist. Meistens sind die auslösenden Faktoren Stress oder eine allgemein schlechte Zahngesundheit. Typischerweise äußert sich die Erkrankung durch Schmerzen, insbesondere beim Gähnen, beim Kauen und durch Schmerzen im Ohr.

Die Behandlung ist recht schwierig, da es sich um eine komplexe Erkrankung handelt, die sowohl die Gelenke als auch die Zähne betrifft. Die konservative Behandlung mit Schmerzpunktverbänden und Physiotherapie ist die häufigste Behandlung, aber in einigen schwereren Fällen ist eine chirurgische Behandlung erforderlich. Außerdem müssen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, insbesondere im Zusammenhang mit der Beseitigung von Gewohnheiten bei der Bewegung des Schlittens und dergleichen.

Zu den häufigen Kiefergelenkserkrankungen gehören verschiedene Bissprobleme, die überkreuzt oder tief sein können, während arthritische Erkrankungen relativ häufig sind, zu denen auch das myofaziale Schmerzdysfunktionssyndrom gehört. Dabei handelt es sich um ein Problem, das nur das Gelenk selbst und seine Kapsel betrifft, was technisch als intrakapsuläre Störung bezeichnet wird. Neben dieser Art von Störung können jedoch auch extrakapsuläre Störungen, die benachbarte Strukturen betreffen, das Gelenk beeinträchtigen und sich dort manifestieren.

Zysten und Tumore

Verschiedene Arten von Zysten oder Tumoren, die den Kiefer oder das ihn unmittelbar umgebende Gewebe befallen, stellen ebenfalls ein Problem dar und können oft in die Mundhöhle oder andere damit verbundene Hohlräume hineinwachsen. Es ist nicht immer möglich, nur Zysten mit Kieferbeteiligung zu unterscheiden, da diese sich auch in andere Gewebe ausbreiten, oder umgekehrt mehrere Zysten und Tumore aus Weich- und Hartgewebe in den Kiefer hineinreichen. Dabei kann es sich um entwicklungsbedingte odontogene Zysten, nichtodontogene Zysten, direkte Kieferzysten oder orale Zysten handeln.

Die häufigste Form der Kieferzyste ist traumatisch, hämorrhagisch, aneurysmatisch oder unspezifisch. Hinzu kommen Zysten aus dem Zahnkeim, verhornte Zysten, Zysten aus der Gaumenpapille und verschiedene dermoide, epidermoide, lymphoepitheliale und andere Zysten. Neben den harmlosen Zysten entstehen in einigen Fällen auch Tumore in der Mundhöhle, die sich in den Knochen des Eckzahns oder des Oberkiefers befinden, und die Gefahr besteht darin, dass sie sich erst spät manifestieren.

Die Tumore machen sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkbar und können entweder Kieferverschiebungen, Wackeln oder Zahnverlust und Schmerzen im Kieferbereich verursachen. Sie werden meist erst nach einer Röntgenuntersuchung entdeckt, weshalb eine solche Untersuchung des Kiefers Teil einer Vorsorgeuntersuchung sein sollte. Gefährlich sind bösartige Tumore, die schnell in das umliegende Gewebe metastasieren, aggressiv sind, oft lange Zeit symptomlos bleiben und sogar zum Tod des Patienten führen können.

Zysten im Kiefer und auch in den umliegenden Hohlräumen entstehen zum Beispiel durch eine gestörte Gewebeentwicklung, wie Keratozysten, Gingivazysten, Eruptionszysten, Parodontalzysten oder Follikelzysten. Manchmal entstehen sie auch auf einem entzündlichen Hintergrund wie einer radikulären Zyste oder einer rezidivierenden Zyste. Zysten sind am häufigsten bei Menschen unter 50 Jahren anzutreffen und wachsen oft schmerzlos, so dass sie - wie Tumore - nur durch Röntgenstrahlen entdeckt werden können. Die Entfernung ist nur durch kieferchirurgische Eingriffe möglich.

Entzündliche Krankheiten

Der Kiefer und das damit verbundene Gewebe sind ebenfalls sehr häufig von verschiedenen akuten und chronischen Entzündungen betroffen, die sich hauptsächlich durch Schmerzen und Empfindlichkeit äußern. Zu diesen Entzündungen gehören z. B. die Kieferostitis, die sowohl akut als auch chronisch sein kann, die Kieferosteomyelitis, eine entzündliche Erkrankung des Neugeborenen, die sowohl akut als auch chronisch auftreten kann, die akute, chronische oder eitrige Osteoradionekrose des Kiefers, und eine andere Art von Entzündung, die Periostitis, die ähnliche Formen aufweist.

Eine weniger häufige entzündliche Erkrankung, die den Kiefer betrifft, wird auch als Kieferknochensequester bezeichnet: Neben dem Kiefer selbst kann eine Entzündung in diesen Geweben auch mit einer Entzündung der Zahnbetten einhergehen, die als Alveolitis des Kiefers bezeichnet wird. Zu diesen Entzündungen gehören auch die alveoläre Osteitis oder das so genannte Trockenbett. Dabei handelt es sich um einen Zustand, bei dem sich nach einer Zahnextraktion kein Blutgerinnsel bildet und sich die Wunde nicht schließt. Dies ist ein relativ schmerzhafter Zustand, der mit einer Drainage behandelt werden muss.

Die Osteomyelitis zum Beispiel ist eine häufige und schwere Entzündung des Knochenmarks, eine multifaktorielle Erkrankung, die durch eine Infektion verursacht wird, die in das harte Gewebe des Kiefers eindringt und eine Immunreaktion auslöst, die häufig zu einer eitrigen Entzündung führt. Diese Entzündung macht fast ein Drittel der Kieferknocheninfektionen aus, und im akuten Fall kommt es zu einem raschen Auftreten typischer Entzündungssymptome. Die Behandlung zielt darauf ab, die entzündlichen und eitrigen Ablagerungen zu entfernen.

Die Osteitis des Kiefers ist ebenfalls eine relativ häufige Entzündung, die sowohl eine akute als auch eine chronische Form haben kann. Es handelt sich um eine nicht eitrige Entzündung des Kieferknochens, die verschiedene Ursachen haben kann, am häufigsten jedoch den Übergang einer Infektion aus einem verwandten Weichgewebe oder einer Höhle in den Knochen. Es handelt sich um eine Entzündung, die hauptsächlich durch Schmerzen im betroffenen Bereich gekennzeichnet ist, wobei die Entzündung meist lokal und einseitig auftritt. Sie betrifft den Ober- und den Unterkiefer in etwa gleichem Maße, und die Behandlung erfolgt weitgehend lokal.

Entwicklungsbedingte und andere Erkrankungen

Auch die Kiefer sind von verschiedenen Entwicklungsstörungen und -krankheiten betroffen, die auf Entwicklungsdefekte zurückzuführen sind. Dazu gehören Krankheiten wie die Stafnes-Zyste, die versteckte Knochenzyste des Kiefers, der Torus mandibularis oder das zentrale Riesenzellgranulom. Neben diesen Entwicklungsstörungen sind häufige Pathologien, die sowohl den Unter- als auch den Oberkiefer betreffen, z. B. Cherubismus des Kiefers, fibröse Dysplasie, Exostose oder einseitige Kondylenhyperplasie oder einseitige Kondylenhypoplasie. Diese Krankheiten verursachen auch andere damit verbundene Probleme und Defekte.

So kann beispielsweise ein bösartiges fibröses Histozystom am Kieferknochen wachsen, das meist Kinder unter 15 Jahren betrifft und neben dem Kieferknochen auch am Schädelknochen oder an einigen Röhrenknochen zu finden sein kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Osteom, einer gutartigen oder gutartigen Masse, die ebenfalls am Kieferknochen wächst und aus mineralisiertem Knochenmark mit zahlreichen Osteozysten besteht. Es handelt sich um eine sich langsam entwickelnde Krankheit, die jedoch äußere Verformungen verursacht.

Ein relativ häufiger pathologischer Zustand ist die Exostose, eine gutartige Verlagerung des Knochens, die symmetrisch im Unterkiefer auftritt. Solange es nicht zu sehr stört und die Funktionalität des gesamten Schlittens nicht beeinträchtigt, muss es in der Regel nicht akut behandelt werden. Problematisch wird es, wenn es zu Erkrankungen oder Fehlstellungen der Zähne kommt. Die Krankheit ist gutartig und wird durch eine lokale Vermehrung von Knochenzellen verursacht, die keine infektiöse Ursache hat. Sie schreitet über einen langen Zeitraum, sogar über mehrere Jahre hinweg, voran, so dass sie nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist.