Beckenboden: Funktion und Bedeutung bei Frauen + Übungen zur Stärkung und Entspannung

Beckenboden: Funktion und Bedeutung bei Frauen + Übungen zur Stärkung und Entspannung
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Die Beckenbodenmuskulatur ist uns oft nicht bewusst, obwohl wir sie jeden Tag benutzen. Ihre Funktion ist äußerst wichtig. Welche Bedeutung hat sie und warum wird sie besonders mit dem weiblichen Geschlecht in Verbindung gebracht?

Grundlegende Informationen über die Anatomie des Beckenbodens

Anatomisch gesehen besteht der Beckenboden aus einer Gruppe von Muskeln, die zusammen die Form einer Schale haben. Er setzt sich aus einer Vielzahl kleiner Muskeln zusammen. Funktionell gesehen ist er in zwei grundlegende Teile unterteilt: die Becken- und die Urogenitalmuskelscheidewand.

Der Beckenboden bildet die funktionelle Umhüllung der Beckenhöhle.

Der Beckenboden beeinflusst maßgeblich die Lage, Stabilität, Beweglichkeit und Funktion der inneren Organe des kleinen Beckens.

Funktion und Bedeutung der Beckenbodenmuskulatur

Aufgrund der anatomischen Lage des Beckenbodens sind seine Bedeutung und Funktionsweise in Fachbüchern ausführlich beschrieben worden.

Die grundlegenden Funktionen des Beckenbodens lassen sich jedoch vereinfacht in folgende Bereiche einteilen:

  • Stabilisierende (posturale) Funktionen
  • Schließende Funktion
  • Entspannungsfunktion
  • Sexuelle Funktionen

Stabilisierende Funktionen

Der Beckenboden stabilisiert und hält die inneren Organe des kleinen Beckens - Blase, Gebärmutter und Enddarm - in der richtigen Position. Er hält die Organe durch physiologische Muskelspannung in der richtigen Stellung.

Er reguliert die Beweglichkeit (Bewegung) und Stabilität der Beckenorgane. Der Beckenboden fixiert auch das Becken und das Beckengeflecht in Ruhe und bei Bewegung.

Die Beckenbodenmuskulatur arbeitet eng mit dem Atemmuskel, dem Zwerchfell, zusammen und sorgt für die Aufrechterhaltung und Regulierung des physiologischen intraabdominalen Drucks während der Atmung.

Beckenboden, Zwerchfellmuskeln, tiefe Wirbelsäulenmuskeln und quer verlaufende Bauchmuskeln bilden zusammen das HSS - das tiefe Stabilisierungssystem des Körpers.

Das HSS sorgt für die innere Stabilität des Rumpfes und der Körpermitte, reguliert den intra-abdominalen Druck und das Atemmuster (Atmung) selbst.

Schließende Funktion

Die Schließfunktion der Beckenbodenmuskulatur ist besonders wichtig in alltäglichen Situationen wie Husten, Niesen oder beim Tragen schwerer Lasten: Die Beckenbodenmuskeln ziehen sich zusammen und schließen reflexartig die Schließmuskeln.

Wenn die Blase oder der Verdauungsausgang zu einem bestimmten Zeitpunkt voll ist, ist der Beckenboden ein reflexartiger Retter.

Da der Beckenboden auch durch den Willen gesteuert wird, regulieren wir selbst die Entleerungsfunktion und gleichzeitig die Kontraktion der muskulären Schließmuskeln.

Entspannungsfunktion

Das Gegenteil der Schließfunktion der Beckenbodenmuskulatur ist die Öffnungs- und Entspannungsfunktion. Diese Funktion nutzen wir täglich bei der Entleerung von Urin und Stuhl. Es findet eine bewusste Steuerung der Muskelkontraktion und Entspannung der Muskelspannung statt.

Die Öffnungsfunktion ist bei der Frau im Hinblick auf die Geburt wichtig, wenn die Schließmuskeln und der Scheideneingang entspannt sind.

In ähnlicher Weise ist die Funktion der Entspannung des Beckenbodens auch im Zusammenhang mit dem Geschlechtsverkehr wichtig, damit das Geschlechtsorgan in den Scheideneingang der Frau eindringen kann.

Sexuelle Funktion

Der Beckenboden ist funktionell und strukturell mit den Fortpflanzungsorganen des kleinen Beckens verbunden und spielt eine wichtige Rolle für das ordnungsgemäße Funktionieren der Sexualorgane und für das Erleben von Sexualität und Geschlechtsverkehr bei Männern und Frauen.

Sein Zustand kann bei Männern die Erektionsfähigkeit und bei Frauen das Erleben (Empfindlichkeit, Schmerzen) beeinträchtigen.

Beckenbodenmuskeln und Schließmuskeln. Weibliches Becken - anatomische Ansicht von oben
Beckenbodenmuskeln und Schließmuskeln. Weibliches Becken - anatomische Ansicht von oben. Quelle: Getty Images

Der Beckenboden kann die Funktion von Organen beeinträchtigen

Wenn die Beckenbodenmuskeln nicht in physiologischer Spannung, korrekter Position und Stärke sind, kann die Funktion der Beckenorgane beeinträchtigt werden.

Daher ist es wichtig, auf die Beckenbodenmuskulatur zu achten, die die richtige Stellung und physiologische Funktion der Beckenorgane aufrechterhält.

Bei erhöhtem Muskeltonus und Muskelspasmen (Versteifung der Muskelfasern) kann es zu einer unzureichenden Blutversorgung des Beckenbodens kommen.

Eine unzureichende Durchblutung und reflexartige Kontraktionen der glatten Muskulatur von Blutgefäßen und Organen können in der Folge zu unerwünschten Symptomen führen, z. B. zu Beckenschmerzen oder funktionellen Störungen des Menstruationszyklus, wie z. B. einer übermäßig schmerzhaften und unregelmäßigen Menstruation.

Umgekehrt kann eine unzureichende muskuläre Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur zu einer Schwächung der Muskeln oder Schließmuskeln der Organe führen.

Ein häufiges Symptom der Beckenbodenschwäche sind Beckenschmerzen, spontaner Urinverlust, vor allem bei Bewegung, Husten oder Niesen. Eine Beckenbodenschwäche ist bei Frauen nach der Geburt häufig.

Zustand, Diagnose und Therapie der Beckenbodenschwäche sollten mit einem Facharzt (Gynäkologe, Urologe, Physiotherapeut) besprochen werden. Es ist jedoch immer notwendig, eine organische Ursache des Gesundheitsproblems auszuschließen und dann eine Rehabilitationstherapie zu verordnen.

Es gibt viele Ursachen für eine Beckenbodenfunktionsstörung, zu den häufigsten gehören:

  • Hormonelle Veränderungen und Ungleichgewichte
  • Übergewicht
  • Falsche Positionierung des Beckens
  • Muskuläre und skelettale Dysbalancen des Bewegungsapparats
  • Übermäßige Überbeanspruchung der Beckenmuskulatur
  • Unzureichende Aktivierung des Beckenbodens
  • Unzureichende Atmung und Druckregulierung
  • Geburten
  • Klimakterium (Zeit der Wechseljahre)

Mögliche Erscheinungsformen einer Beckenbodenfunktionsstörung:

Die Bedeutung des Beckenbodens bei Frauen

Der Beckenboden ist aufgrund seiner Stabilisierungs- und Schließmuskelfunktion für beide Geschlechter gleichermaßen wichtig. Auch beim männlichen Geschlecht kann der Zustand des Beckens die Erektionsfähigkeit und das Erleben der Sexualität beeinflussen.

Bei Frauen hat er jedoch eine zusätzliche Funktion im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus und der Schwangerschaft.

Bei Frauen hat die Beckenbodenmuskulatur eine zusätzliche Bedeutung im Hinblick auf ihre Wirkung auf den Menstruationszyklus, die Schwangerschaftsperiode und die eigentliche Geburt des Kindes. Die Beckenbodenmuskulatur spielt auch eine Rolle bei der Erholung nach der Entbindung.

Eine Überlastung, Schwächung oder Fehlstellung der Beckenbodenmuskulatur kann sich spürbar auf den weiblichen Zyklus auswirken. Es ist daher ratsam, bei Zyklusstörungen und -problemen eine organische Ursache bei einem Gynäkologen auszuschließen.

Ist ein Spektrum von Diagnosen ausgeschlossen, empfiehlt sich eine Physiotherapie (Rehabilitation) in der Gynäkologie.

Physiologie des Beckenbodens im Verhältnis zu den Beckenorganen: Gebärmutter, Blase, Enddarm.
Physiologie des Beckenbodens im Verhältnis zu den Beckenorganen: Gebärmutter, Blase, Enddarm. Quelle: Getty Images

Beckenboden-Rehabilitation

Die Beckenbodenrehabilitation besteht aus einer gründlichen kinesiologischen Analyse des Bewegungsapparats, der Diagnose des Zustands des Beckenbodens und des Beckens und der anschließenden Festlegung der Rehabilitationstherapie.

Bei der Beckenboden-Physiotherapie wendet der Therapeut sanfte manuelle und mobilisierende Techniken im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens, weiche und myofasziale Techniken an. Es ist auch möglich, ergänzende physikalische Therapien einzusetzen (Thermotherapie, Hydrotherapie, Elektrotherapie...).

Der Schwerpunkt der Beckenboden- und Beckenrehabilitationstherapie liegt auf der Kinesiotherapie - der Behandlung mit Übungen.

Während der Sitzungen mit einem Physiotherapeuten und selbständig zu Hause führt der Patient spezifische Übungen und Stellungen aus, um muskuläre Ungleichgewichte im Beckenbereich zu beseitigen.

Im Rahmen der Diagnose und der Entspannungstherapie ist es auch möglich, eine spezielle Technik über den analen Schließmuskel der Patientin (per rectum) anzuwenden.

In der gynäkologischen Physiotherapie ist es auch möglich, eine diagnostische Technik über den Scheideneingang (per vaginam) anzuwenden, was jedoch keine Voraussetzung für eine Rehabilitationsmaßnahme ist.

Die gynäkologische Physiotherapie befasst sich auch mit dem Bereich der Geburtshilfe und bietet Gesundheitsdienstleistungen für Frauen nach der Geburt und im Wochenbett an.

Sie besteht in der Stärkung des Beckenbodens, der Beseitigung der Diastase des Unterleibs (Abstand der Bauchmuskeln), der Pflege von Narben und der Beschleunigung der Rückkehr der Frau ins normale Leben.

Die gynäkologische Rehabilitation erstreckt sich auch auf den Bereich der Chirurgie im Hinblick auf urogynäkologische Operationen und die anschließende Genesung und nutzt Elemente der Ludmila-Mojžíšová-Methode, Kegel-Übungen, die DNS- oder PNF-Behandlungsmethode.

Der Grund für die Suche nach einem Physiotherapeuten in der Gynäkologie ist auch die funktionelle Sterilität - die Unfähigkeit, trotz guter organischer Ergebnisse der diagnostischen Untersuchungen über einen längeren Zeitraum hinweg schwanger zu werden.

Im Zusammenhang mit Bewegungsstörungen, die den Beckenboden betreffen, ist auf Folgendes zu achten:

  • Anteriore Beckenhaltung (Entengang)
  • Erschlaffte Bauchmuskulatur
  • Überlastung der Lendenwirbelsäule
  • Unzureichende Aktivierung der Gesäßmuskeln (Gesäß, hintere Kette)
  • Atmung mit unzureichender Aktivierung des Zwerchfells
Richtige Körperhaltung, um Muskelungleichgewichte zu vermeiden: Kopf aufrecht - Schultern von den Ohren weg - Aktivierung der Bauchdecke - Beckenbodenmuskeln - Aktivierung der Gesäßmuskeln.
Richtige Körperhaltung zur Vermeidung von Muskelungleichgewichten: Kopf aufrecht - Schultern von den Ohren weg - Aktivierung der Bauchdecke - Beckenbodenmuskeln - Aktivierung der Gesäßmuskeln. Quelle: Getty Images

Aktivierung des Beckenbodens

Hinweis: Die Kontraktion und Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur ist ein ähnliches Gefühl wie das Stoppen des Urinflusses, das Zusammenziehen der Wangen, das Zurückhalten des Stuhls oder bei Frauen das Zusammenziehen des Scheideneingangs.

Isolierte Beckenbodenkontraktion

Die Ausgangsposition ist die Rückenlage, wobei die unteren Gliedmaßen in den Kniegelenken gebeugt sind und die Schulterblätter auf der Matte kleben. Zwischen der Wirbelsäule und der Matte gibt es keinen Abstand.

Der Kopf befindet sich in Verlängerung der Wirbelsäule und die Schultern ruhen frei auf der Matte, weg von den Ohren. Das Ziel der Übung ist die isolierte Kontraktion des Beckenbodens.

Der Übende versucht, sich der Beckenbodenmuskeln bewusst zu werden und sie anzuspannen, mit der Bauch-Becken-Atmung gleichmäßig zu atmen und dann die Muskeln zu entspannen.

Bei der Beckenbodenaktivierung empfiehlt es sich, die Gesäßmuskeln während der Übung isoliert anzuspannen.

Brücke mit Beckenbodenaktivierung

Die Grundstellung ist dieselbe wie bei der vorherigen Übung. Die Knie sind gebeugt, die Schulterblätter liegen auf der Matte und die Wirbelsäule ist mit der Matte verbunden. Die Kniegelenke befinden sich auf Höhe der Hüftgelenke. Die Arme werden locker neben dem Körper abgelegt, die Handflächen zeigen nach unten.

Das Becken wird allmählich in Richtung Decke angehoben. Die Schulterblätter bleiben während der gesamten Übung gestützt.

In der oberen Brückenposition kommt es zu einer isolierten Kontraktion der Beckenbodenmuskeln und einer Aktivierung der Gesäßmuskeln. Mit einer Ausatmung lässt sich der Übende auf die Matte zurückfallen und entspannt die aktivierten Muskeln.

Übungen zur Entspannung des Beckenbodens

Übung in der Position des Kindes

Die Grundstellung ist die Rückenlage, die unteren Gliedmaßen befinden sich in der Luft und sind in den Kniegelenken natürlich gebeugt. Die Wirbelsäule ist auf der Matte festgeklebt. Der Kopf befindet sich imaginär in Verlängerung der Wirbelsäule.

Die Patientin umarmt mit verschränkten Armen die eigenen Knie, so dass die Ellbogengelenke gestreckt sind, und zieht aus dieser Position die Knie zur Brust, so dass Halswirbelsäule und Steißbein von der Matte abstehen.

Nach ca. 5 Sekunden freiem Atmen in dieser Position entspannt sich die Patientin und kehrt in die Grundstellung zurück oder legt die unteren Gliedmaßen auf die Matte. Die Gelenke im Bereich der Halswirbelsäule, des Beckens und des Steißbeins sind automatisiert.

Übung in der Froschstellung

Die Ausgangsposition ist die Bauchlage mit gestreckten unteren Gliedmaßen und gespreizten oberen Gliedmaßen, so dass der Rumpf etwa rechtwinklig ist. Der Kopf befindet sich in Verlängerung der Wirbelsäule und ist leicht nach rechts gedreht.

Der Übende beugt dann den rechten Unterschenkel im Kniegelenk. Das gebeugte Knie wird in einem imaginären Bogen entlang der Matte in Richtung des Körpers im Bereich der Brust und der Rippen gebogen. Es ist möglich, das Knie mit den Händen zum Körper zu ziehen.

In dieser Froschstellung hält der Übende das Knie einige Sekunden lang, wobei er frei atmet, und bringt es dann langsam in die Ausgangsposition zurück. Anschließend wechselt er die Beine und dreht den Kopf auf die andere Seite.

Wirbelsäule, Rippen und Hüftgelenke werden gedehnt und automatisiert.

Übungen zur Aktivierung und Entspannung des Beckenbodens

Die Übungsposition ist die Bauchlage mit gestreckten unteren Gliedmaßen. Der Kopf ist der Matte zugewandt oder leicht zur Seite gedreht. Mit den Handflächen ergreift der Übende die Gesäßmuskeln.

Die Beckenbodenmuskeln werden aktiviert und nach innen gezogen, während sich die Gesäßhälften zusammenziehen. Nach einigen Sekunden der Kontraktion wird der Griff der Beckenbodenmuskeln und der Gesäßmuskeln mit einem Ausatmen gelöst.

Beim Ausatmen und Entspannen der Muskeln dehnen (öffnen) wir die Gesäßmuskeln mit den eigenen Händen leicht nach oben in Richtung Wirbelsäule. Die Muskelfasern des Beckenbodens werden aktiviert und dann entspannt.

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Interessante Quellen

  • solen.cz- Der Beckenboden an der Grenze der Disziplinen Solen - Mgr. Michaela Havlíčková
  • theses.cz - Dysfunktion des Beckenbodens, Bachelorarbeit, Marie Davidová, Dr. Petr Kolář, Palacký Universität Olomouc, Fakultät für Gesundheitswissenschaften
  • sciencedirect.com - Haltungsgesundheit bei Frauen: Die Rolle der Physiotherapie. S.J. Britnell BScP
  • solen.cz - Biomechanische Betrachtung der Strukturen des weiblichen Beckenbodens, Solen - Miroslav Krhovský, MD
  • Youtube, FYZIOklinika
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