Die Vojt-Methode: Nutzen für die Diagnose? Wann anwenden + Übungen, Punkte

Die Vojt-Methode: Nutzen für die Diagnose? Wann anwenden + Übungen, Punkte
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Die Vojta-Methode ist eine auf dem Prinzip der Reflexbewegung basierende Methode, mit der ihr Entdecker, Václav Vojta, bei Polio-Patienten bewundernswerte Fortschritte erzielt hat. Was genau ist sie? Wie und bei welchen Patienten wird sie angewendet?

Was ist die Vojt-Methode?
Wann ist die Reflexlokomotion relevant?
Welche Übungen und Triggerpunkte werden verwendet?
Gibt es Negativpunkte?
Kann sie bei Erwachsenen angewendet werden und in welchen Fällen?

Der Entdecker der Vojta-Methode ist Prof. Dr. Václav Vojta, nach dem sie benannt wurde.

Der tschechische Kinderneurologe war an der Orthopädischen Universitätsklinik in Köln tätig und arbeitete später am Kinderzentrum in München, wo er die Methode der Reflexlokomotion entwickelte.

Nach seiner Rückkehr nach Prag entwickelte er dieses Diagnose- und Therapiesystem kontinuierlich weiter.

Die Grundlagen des Vojta-Prinzips wurden bei der Arbeit mit gelähmten Kindern gelegt.

Während seiner Praxis in Deutschland arbeitete er mit gelähmten Kindern (Patienten mit zerebral-zerebraler Parese) und stellte fest, dass die infauste Spastik nur eine funktionelle Blockade in der Entwicklung der motorischen Fähigkeiten darstellt.

Durch Beobachtung stellte er fest, dass bestimmte Bewegungsmuster, die jedem Menschen angeboren sind, durch ihre ständige Wiederholung immer intensiver und in immer kohärenteren Einheiten auftreten.

Am Anfang sind sie noch nicht sehr sichtbar, weil sie nur bis zu einem gewissen Grad aktiviert sind, was sich mit der Zeit und durch Übung ändern kann.

Durch geduldige Arbeit mit dem Kind und wiederholte Reize in verschiedenen Positionen gelang es ihm, diese unbewussten motorischen Reaktionen hervorzurufen. Die Bewegungen waren am Rumpf und an den Gliedmaßen des Kindes am auffälligsten.

Welche positiven Entwicklungen konnte Vojta bei seinen Beobachtungen feststellen?

  1. Verbesserung der Sprachfähigkeit
  2. selbstbewusstere Vertikalisierung
  3. verbesserte Motorik

Vojtas Methode wird in der Behandlung, aber auch in der Frühdiagnose von Bewegungsstörungen eingesetzt

Diese unübertroffene Methode hat einen unersetzlichen Platz nicht nur in der Behandlung von Bewegungsstörungen, sondern auch in deren Frühdiagnose.

Sie wird nach wie vor angewandt und gilt als einzigartige Form der Diagnose von Mobilitäts- und Haltungsstörungen. Ihre Anomalien können bereits im sechsten Lebensmonat festgestellt werden. Dies ermöglicht die Einleitung einer frühen Therapie und eine bessere Prognose.

Die Diagnose selbst basiert auf der realistischen Annahme von angeborenen Bewegungsmustern, die in jedem Individuum genetisch kodiert sind und sich bereits beim Neugeborenen in gewissem Maße als unkoordinierte Bewegungen des Körpers und der Gliedmaßen manifestieren, die nach und nach koordiniert und zielgerichtet werden.

Was genau ist das und wie funktioniert diese Methode eigentlich?

Die Grundprinzipien der Vojta-Methode

Die Vojt-Methode ist eine diagnostische und therapeutische Methode, die zur Früherkennung und Behandlung von Bewegungsstörungen eingesetzt wird.

Sie arbeitet nach dem Prinzip der Reflexlokomotion.

Unter reflexartiger Fortbewegung versteht man jede automatische Bewegung, die in unserem zentralen Nervensystem kodiert ist. Vojta betrachtete diesen Automatismus und die angeborenen Bewegungsmuster als eine Art "Grundbausteine" (Drehen, Heben, Greifen von Gegenständen, Klettern, Gehen).

  • REFLEX ⇒ auch eine ständige Reaktion auf einen bestimmten Reiz
  • LOComotion ⇒ Vorwärtsbewegung

Diese Bewegungsmuster laufen bei gesunden Kindern automatisch ab, bei Kindern mit zerebraler Spastik (Zerebralparese) jedoch aus verschiedenen Gründen nicht.

Vojta glaubte und bewies später, dass es auch bei kranken Kindern mit motorischen Beeinträchtigungen möglich ist, das Zentralnervensystem durch wiederholte Übungen zu aktivieren und diese im Zentralnervensystem kodierten Funktionen dann in spontane motorische Aktivität umzusetzen.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass durch regelmäßiges Üben eines Bewegungsstereotyps (z.B. Klettern) ein Automatismus erreicht werden kann und sogar völlig neu erlernte Bewegungsmuster entstehen können.

Interessant:
Die Vojt-Methode wird inzwischen in vielen Ländern angewandt, in denen es positive Erfahrungen damit gibt.

Dazu gehören natürlich die Tschechische Republik und Deutschland.
Sie wird auch in Österreich, Polen, Rumänien, Norwegen, Schweden, Frankreich, Spanien, Italien, aber auch in Chile, Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Korea, Japan, Taiwan und Indien angewendet.

Wie wird die Reflexlokomotion aktiviert?

Die Aktivierung der Reflexlokomotion beruht auf der Reizung der so genannten Aktivierungszonen.

Reizung bedeutet in diesem Fall, dass Druck oder Zug auf diese Zonen ausgeübt wird. Dies wird durch die Positionierung des Kindes erreicht.

Die Positionierung selbst wird durch die Winkelausrichtung des Rumpfes und der Gliedmaßen ergänzt, die Druck oder Zug auf die Gelenke ausübt. Dadurch entsteht ein Bewegungswiderstand, der paradoxerweise eine Bewegung hervorruft und dazu beiträgt, die Muskelgruppen richtig zu aktivieren, was sich anschließend auf den gesamten Körper ausdehnt.

Interessant:
Der Grad des Drucks und der Verwendung von Aktivierungszonen steigt in direktem Verhältnis zur Schwere eines bestimmten Leidens!

Druck und Schub zur Aktivierung der Fortbewegung werden aus drei Grundpositionen des Kindes erreicht:

  1. die Rückenlage auf dem Bauch
  2. Rückenlage
  3. Bauchlage

Tabelle mit Aktivierungszonen, Punkten

Aktivierungszonen an den oberen Gliedmaßen Aktivierungszonen des Rumpfes und des Beckens Aktivierungszonen an den unteren Gliedmaßen
  • Schulterblätter
  • Oberarmknochen
  • Unterarm
  • Speiche
  • Handgelenk
  • Zwischenrippenraum
  • Unterleibsteil des Beckens
  • Innenseite der Knie
  • Fersenbein

Das gesamte Prinzip dieser Methode beruht auf zwei Grundbewegungen, nämlich dem Krabbeln und dem Drehen. Diese Bewegungen laufen bei gesunden Kindern automatisch ab. Bei kranken Kindern müssen wir ihnen helfen.

Das reflexartige Krabbeln wird aus der Ausgangsposition des Babys auf dem Bauch liegend erreicht.

In dieser Position ist der Kopf zu einer Seite gedreht. Die obere Gliedmaße, die sich näher am Gesicht befindet, ist etwas höher platziert als die Gliedmaße auf der gegenüberliegenden Seite. Die unteren Gliedmaßen sind im Hüftgelenk extrarotisiert (nach außen gedreht) und in den Knien leicht gebeugt.

Diese Position führt zu einer Hin- und Herbewegung der oberen Gliedmaßen sowie zu einer Drehung des Kopfes auf die gegenüberliegende Seite und zurück.

Bei der Drehung des Kopfes sollte die Handfläche als Widerstand benutzt werden, was zur Aktivierung der Muskeln beiträgt. Gleichzeitig führt das Abstützen auf ein oberes und das gegenüberliegende untere Glied zu einem leichten Anheben des Rumpfes, was der Bewegung beim Krabbeln entspricht.

Diese scheinbar triviale Übung hilft, nicht nur einzelne Muskeln, sondern sogar Muskelgruppen im ganzen Körper zu aktivieren. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für das Krabbeln und die weitere Aufrichtung und das spätere Gehen. Sie hilft auch beim Greifen von Gegenständen.

Das reflexive Drehen erfolgt aus der Ausgangsposition des Babys in der Rücken- oder Seitenlage, die es auch beim Drehen einnimmt.

Das Baby liegt auf dem Rücken und der Kopf ist leicht zur Seite gedreht.

Bei schwereren Diagnosen sollte die Kopfdrehung, die anfangs möglicherweise nicht der Ausgangsposition des Kopfes entspricht, schrittweise geübt werden. Die Gliedmaßen befinden sich je nach Alter in unterschiedlichen Positionen neben dem Körper (bei Neugeborenen sind sie leicht gebeugt, bei älteren Babys sind die unteren Gliedmaßen gerade gestreckt).

Die zweite Position ist die Seitenlage, bei der die oberen und unteren Gliedmaßen auf der Matte aufliegen und sich abstützen.

Beim Drehen sind die oberen und unteren Gliedmaßen für den Halt und die Stabilität des Körpers verantwortlich. Diese Position ist eine wichtige Voraussetzung für das Gehen auf allen Vieren.

An wen kann man sich für das Training wenden?

Wichtige Informationen:
Die obigen Informationen zur Aktivierung der reflexartigen Fortbewegung sind allgemein und rein informativ.
Obwohl die Eltern ein entscheidendes Glied bei der Rückbildung (Verbesserung) des Zustands ihres Kindes sind, sollten sie diese Übungen im häuslichen Umfeld nur nach vorheriger Beratung und Schulung durch einen Arzt oder Vojta-Physiotherapeuten durchführen.

Die Internationale Vojta-Gesellschaft (IVG) wurde 1984 in München von Vaclav Vojta selbst gegründet und ist ein Zusammenschluss von Fachkräften im Rahmen der Vojta-Therapie.

Die Gesellschaft besteht auch heute noch und engagiert sich u.a. in der Ausbildung von anderen Physiotherapeuten und Ärzten, die dann befähigt sind, Eltern (Laien) in der häuslichen Anwendung der Therapie zu schulen.

Der große Vorteil liegt nicht nur in der Wirksamkeit, sondern auch in den geringen Kosten, da die Therapie nach der Ausbildung zu Hause durchgeführt werden kann.

Seit mehreren Jahren werden regelmäßig Kurse in der Tschechischen Republik, Deutschland, Österreich, Polen, Rumänien, Norwegen, Spanien, Thailand, Chile, Japan und Korea abgehalten, und seit kurzem werden auch Ärzte aus Frankreich, Italien, Kolumbien und Taiwan ausgebildet.

Was darf bei der Behandlung nicht vergessen werden?

Ein wichtiger Aspekt der Behandlung ist nicht nur die Beziehung zwischen dem Kind und dem Physiotherapeuten, sondern auch die Beziehung zwischen Physiotherapeut und Elternteil, die die Behandlung beeinflussen kann.

Die Therapie selbst und ihre Dauer ist individuell. In manchen Fällen dauert sie jahrelang, daher ist eine gute Beziehung ein Muss. In einem guten Umfeld ist die Behandlung leichter.

Die Therapie muss präzise sein, daher muss jeder, der sie durchführt, ein Experte sein oder zumindest von einem Experten ausgebildet werden.

Der Therapeut entwickelt einen genauen Plan für den Patienten, der sich nach der Schwere seiner Diagnose richtet. Die Übungen müssen planmäßig und ohne Unterbrechung durchgeführt werden, und zwar für die Dauer, die dem Patienten verordnet wurde.

Wie in der Einleitung beschrieben, erfolgt die Aktivierung der Lokomotion durch regelmäßige Wiederholung und Geduld.

Kontraindikationen für die Vojt-Methode:

  • fiebrige Erkrankungen
  • entzündliche Erkrankungen
  • innerhalb von 10 Tagen nach der Impfung
  • Herzkrankheiten
  • Osteogenese
  • Schwangerschaft

Interessant:
Die Vojt-Methode wurde von Experten dahingehend überprüft, ob sie sich negativ auf die Psyche des Patienten und seine weitere psychische Entwicklung auswirkt. Das Gegenteil war der Fall.
Sie hat nicht nur keine negativen Auswirkungen, sondern wirkt sich sogar positiv auf die Psyche und das Erleben des Patienten aus.

Die Wirkung der Vojta-Therapie - wann ist sie angebracht?

Diese wunderbare und doch so einfache Behandlung hat ein breites Anwendungsspektrum: Sie richtet sich in erster Linie an pädiatrische Patienten, wird aber auch von erwachsenen Patienten mit den unterschiedlichsten Diagnosen eingesetzt.

Bei Kindern wird sie am häufigsten bei Lähmungen eingesetzt, die durch Zerebralparese oder andere neurodegenerative Prozesse verursacht werden. Erwachsene wenden sie bei traumatischen Lähmungen oder nach Schlaganfällen an.

Liste der positiven Wirkungen bei einigen Diagnosen:

  • zerebrale Lähmungen/Obsessionen
  • Störungen der zentralen Koordination
  • Muskelkrankheiten wie Myasthenia gravis
  • Atem- und Kaumuskelprobleme
  • Schlaganfälle
  • Multiple Sklerose
  • Hüftdysplasie und -luxation
  • Skoliose der Wirbelsäule
  • periphere Lähmungen der oberen und unteren Gliedmaßen (Plexusparese, Querschnittsläsionen des Rückenmarks)
  • traumatische Verletzungen

Bei welchen Erkrankungen im Kindesalter wird sie empfohlen?Was sagt die Erfahrung der Fachleute?

Die Vojt-Methode wird hauptsächlich bei Kindern mit Zerebralparese (CP) angewandt. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Bewegungsstörungen führt. Sie wird durch angeborene Entwicklungsstörungen des Gehirns oder dessen Schädigung in der vorgeburtlichen Zeit (Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit der Mutter, vorgeburtliche Infektionen, Verletzungen des Unterleibs usw.) verursacht.

Bereits in der Neugeborenenperiode fallen Unterschiede im abnormen Muskeltonus (Hypotonie/Hypertonie) und in der Reaktion des Kindes auf Reize (Streicheln, Küssen, Berühren) auf, die minimal sind.

Später bemerken die Eltern eine Schwäche der Mimik und Gestik, eine gestörte Sprachentwicklung, Schwierigkeiten beim Beißen in die Nahrung, Sprach- und Bewegungsstörungen sind typisch.

Seh- und Hörbehinderungen können untypisch erscheinen.

Kinder mit diesen Störungen haben jedoch in der Regel motorische Probleme. Sehbehinderten Kindern fehlt es an visuellen Reizen und gehörlosen Kindern fehlt es an auditiven Reizen.

Dies führt zu einer schwächeren ZNS-Aktivität.

Blinde Patienten haben einen gewissen Respekt vor bestimmten Bewegungen, wie z. B. dem Klettern. In der Regel bewegen sie sich, indem sie auf dem Gesäß rutschen. Das Gehen erfolgt eher vorsichtig, langsamer und mit Ausweichen vor Gegenständen.

Die Vojta-Methode kann auch bei anderen Hirnleistungsstörungen wie geistiger Retardierung, ADHS oder tiefgreifenden Entwicklungsstörungen eingesetzt werden.

Können auch erwachsene Patienten die Methode anwenden?

Die Vojta-Methode hat ihren Ursprung in der Arbeit mit Kindern. Sie wird sehr häufig bei ihnen angewandt, ist aber nicht nur für sie geeignet. Sie hat auch bei Erwachsenen positive Auswirkungen auf verschiedene Erkrankungen mit motorischen Störungen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Schlaganfall, bei dem eine Arterie im Gehirn durch ein Gerinnsel verstopft ist und ein Teil des Gehirns nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Er äußert sich durch Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmung der halben Gesichtsmuskulatur, Lähmung der Muskeln der Gliedmaßen auf einer Seite und vegetative Symptome.

Auch Lähmungen nach Verletzungen oder Verkehrsunfällen können durch Übungen nach dieser Methode deutlich gebessert werden.

Sie wird wenig angewendet, ist aber auch bei Rückenleiden wie Skoliose wirksam.

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Interessante Quellen

  • vojta.com - Das Vojta-Prinzip
  • theses.cz - Die Vojta-Methode aus der Sicht von Eltern und Fachleuten
Der Zweck des Portals und der Inhalte besteht nicht darin, eine professionelle Prüfung zu ersetzen. Der Inhalt dient nur zu Informations- und unverbindlichen Zwecken, nicht beratend. Bei gesundheitlichen Problemen empfehlen wir, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, einen Arzt oder Apotheker aufzusuchen oder sich mit ihm in Verbindung zu setzen.