Anämie, Blutarmut: Was ist das, welche Ursachen und Symptome gibt es? + Arten

Anämie, Blutarmut: Was ist das, welche Ursachen und Symptome gibt es? + Arten
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Die Blutarmut, auch Anämie genannt, ist eine Blutkrankheit, bei der es zu einer Abnahme des Hämoglobins und damit zu einer Verringerung der Zahl der roten Blutkörperchen kommt.

Merkmale

Anämie - Blutarmut, anämisches Syndrom: Was ist Blutmangel und warum entsteht er, wie äußert er sich?

Das menschliche Blut enthält drei Arten von Blutzellen, die im Knochenmark gebildet werden (Hämatopoese).

Die weißen Blutkörperchen werden zur Bekämpfung von Infektionen eingesetzt, die Blutplättchen stoppen Blutungen und die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff von der Lunge in den Rest des Körpers und das Kohlendioxid vom Körper zurück in die Lunge.

Anämie oder Blutarmut ist ein pathologischer Zustand, der durch eine Abnahme der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und des Hämoglobins unter den normalen physiologischen Wert gekennzeichnet ist.

Klinisch äußert sich die Anämie als anämisches Syndrom, dessen Hauptsymptome Blässe der Haut und der Schleimhäute, Müdigkeit und allgemeine Schwäche sind.

Anämie ist definiert als ein niedriger Hämoglobin-, Erythrozyten- und Hämatokritwert.

Es handelt sich um einen Zustand, bei dem es an einer ausreichenden Anzahl gesunder roter Blutkörperchen mangelt, die den Sauerstofftransport zu allen Organen und Geweben des menschlichen Körpers gewährleisten. Die klinische Manifestation der Anämie ist das so genannte anämische Syndrom, dessen Leitsymptom Müdigkeit und Schwäche ist.

Es gibt verschiedene Arten von Anämie, die jeweils ihre eigene Ursache haben.

Die Anämie kann akut, vorübergehend oder chronisch sein und verschiedene Schweregrade annehmen, von einer leichten bis zu einer schweren Anämie, die eine Behandlung mit Bluttransfusionen erfordert.

Das wichtigste Anzeichen für eine Anämie ist ein niedriger Hämoglobinwert.

Hämoglobin (Hg) ist ein Blutfarbstoff, der dem Blut seine rote Farbe verleiht und in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vorkommt. Hämoglobin ist ein eisenhaltiges Hämoprotein und macht 35 % des Inhalts der Erythrozyten aus.

Hämoglobin ist in der Lage, den Sauerstoff, den wir einatmen, und das Kohlendioxid, das wir anschließend mit der Atmung ausstoßen, in der Lunge zu binden.

Dies gewährleistet die Versorgung aller Zellen mit Sauerstoff und den Abtransport von überschüssigem Kohlendioxid, das bei biochemischen Prozessen in den Geweben als Abfallprodukt anfällt.

Der Hämoglobingehalt der Erythrozyten ist bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Hämoglobinwerte unter 135 g/l bei Männern und unter 120 g/l bei Frauen gelten als pathologisch, d. h. als anämisch.

Die meisten Blutzellen, einschließlich der roten Blutkörperchen, werden regelmäßig im Knochenmark gebildet - dem schwammartigen Knochengewebe, das sich in den Hohlräumen der großen Knochen befindet.

Anämien können nach dem pathologischen Aussehen der Erythrozyten (d. h. morphologisch) oder nach dem Mechanismus der Anämie (nach der Ätiologie) eingeteilt werden.

Die morphologische Klassifizierung umfasst die normozytäre Anämie, bei der nur wenige Erythrozyten im Blut vorhanden sind, die aber eine normale Form haben. Der zweite Typ ist die makrozytäre Anämie, d. h. eine Anämie mit sehr großen Erythrozyten. Der dritte Typ ist die mikrozytäre Anämie, bei der zu wenige Erythrozyten im Blut vorhanden sind.

Eine besondere Form der Anämie ist die Sichelzellenanämie, bei der die Erythrozyten halbmondförmig sind.

Anhand der charakteristischen pathologischen Form der Erythrozyten lässt sich der Mechanismus, durch den die Anämie entstanden ist, beurteilen.

Zu den normozytären Anämien gehören:

  • Akute posthämorrhagische Anämie
  • hämolytische Anämie
  • Anämie bei chronischen Krankheiten
  • Anämie bei Knochenmarkinfiltration
  • Hypoplastische Anämien

Bei diesen Anämien ist eine normale Menge an Hämoglobin in den Erythrozyten vorhanden, weshalb sie auch als normozytäre und normochrome Anämien bezeichnet werden.

Zu den makrozytären Anämien gehören:

  • Megaloblastische Anämien
  • Anämie mit erhöhter Erythropoese, d. h. einer schnellen Synthese von Blutzellen im Knochenmark bei akuten Verlusten (Blutungen, Blutkörperchenabbau), wenn der Körper versucht, das Blutdefizit schnell zu ersetzen.

Die Erythrozyten bei dieser Art von Anämie enthalten zu viel Hämoglobin und werden daher als hyperchrom bezeichnet.

Zu den mikrozytären Anämien gehören:

  • Sideropenische Anämie
  • Hämoglobinopathie (Thalassämie)
  • Anämie bei chronischem Blutverlust
  • Sideroblastische Anämie

Bei mikrozytären Anämien ist der Hämoglobin- und Eisengehalt der Erythrozyten reduziert, weshalb sie auch als mikrochrome Anämien bezeichnet werden.

Ursachen

Anämie kann von Geburt an vorhanden sein (angeborene Anämie) oder sich zu einem beliebigen Zeitpunkt im Leben entwickeln (erworbene Anämie).

Eine Situation, in der sich nicht genügend rote Blutkörperchen im Blut befinden, kann auftreten, weil:

  • der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen herstellt
  • der Verlust an roten Blutkörperchen schneller erfolgt als die Ersatzmechanismen, z. B. bei Blutungen
  • der Körper rote Blutkörperchen zerstört
Anämie und normale Erythrozytenwerte im Blut
Links: Anämie = verminderte Anzahl roter Blutkörperchen, rechts: normal, Quelle: Getty Images

Arten von Anämie je nach ihrer Ursache

1. die Eisenmangelanämie

Diese Art der Anämie wird als sideropenische Anämie bezeichnet und ist eine der am häufigsten auftretenden Anämien. Ihre Ursache ist ein Eisenmangel im Körper.

Das Knochenmark, in dem die roten Blutkörperchen gebildet werden, benötigt Eisen zur Herstellung von Hämoglobin. Ohne die erforderliche Menge an Eisen wird nicht die notwendige Menge an Hämoglobin für die roten Blutkörperchen gebildet.

Ursachen für Eisenmangel:

1) Blutverlust - Das Blut enthält eine große Menge Eisen, das in den roten Blutkörperchen enthalten ist. Bei Blutverlusten (Blutungen) geht auch Eisen aus dem Körper verloren. So besteht beispielsweise bei Frauen, die übermäßige Menstruationsblutungen haben, die Gefahr einer Eisenmangelanämie.

Ein subtiler Blutverlust tritt bei langsamen, chronischen (so genannten versteckten) Blutungen auf - zum Beispiel bei einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür, einem Zwerchfellbruch, einem Darmpolypen oder Darmkrebs.

Solche Blutungen werden als okkulte Blutungen bezeichnet und können einfach anhand einer Stuhlprobe untersucht werden. Sie sind eine relativ häufige Ursache für chronische Eisenmangelanämie.

Gastrointestinale Blutungen aus der Magenschleimhaut können auch durch die regelmäßige Einnahme bestimmter frei verkäuflicher Antiphlogistika und Schmerzmittel verursacht werden.

2. ernährungsbedingter Eisenmangel - die wichtigste Eisenquelle für den menschlichen Körper ist die Nahrung. Beispiele für eisenhaltige Rohstoffe sind in erster Linie Fleisch, Eier und Blattgemüse.

Der wachsende Körper hat den größten Bedarf an Eisen, daher ist eine ausgewogene Ernährung vor allem im Säuglings- und Kindesalter wichtig.

3. unzureichende Eisenaufnahme - Eisen wird im Dünndarm aus der Nahrung ins Blut aufgenommen. Darmerkrankungen wie Zöliakie oder entzündliche Erkrankungen beeinträchtigen die Fähigkeit des Darms, alle Nährstoffe aus der Nahrung richtig aufzunehmen.

Patienten, bei denen ein Teil des Dünndarms operativ entfernt wurde, können etwas häufiger an Blutarmut leiden.

4. schwangerschaft - In der Schwangerschaft hat der Körper einen erhöhten Bedarf an allen wichtigen Nährstoffen und Spurenelementen, auch an Eisen.

Schwangere Frauen sollten mit Eisen angereicherte Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, da sie sonst eine Anämie entwickeln können, die für den sich entwickelnden Fötus gefährlich ist. Frauen haben in dieser Zeit ein erhöhtes Volumen an eigenem Blut, und sie produzieren auch Hämoglobin für den wachsenden Fötus.

Vorbeugung von Eisenmangel im Körper

Die wirksamste Art, Eisenmangel im Körper zu vermeiden, ist die Auswahl hochwertiger Lebensmittel, die viel von diesem Element enthalten.

Eisenhaltige Lebensmittel:

  • Rotes Fleisch, Schweinefleisch und Geflügel
  • Meeresfrüchte
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen
  • Dunkelgrünes Blattgemüse wie Spinat
  • Getrocknete Früchte wie Rosinen und Aprikosen
  • Müsli

Der Körper nimmt Eisen aus Fleisch ebenso gut auf wie aus pflanzlichen Quellen. Vegetarier sollten zusätzlich zu einer reichhaltigen pflanzlichen Ernährung Hülsenfrüchte, Getreideprodukte und Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform zu sich nehmen.

Vitamin C trägt wesentlich zur ordnungsgemäßen Aufnahme von Eisen aus der Nahrung bei, daher ist es wichtig, mit diesem Vitamin angereicherte Lebensmittel zu verzehren.

Vitamin-C-haltige Lebensmittel zur Erhöhung der Eisenaufnahme:

  • Zitrusfrüchte und Zitrussäfte wie Orangen, Grapefruits, Mandarinen
  • Brokkoli
  • Kiwi, Erdbeeren, Melone
  • Blattgemüse
  • Paprika und Tomaten

Prävention von Eisenmangelanämie bei Säuglingen

Ein schnell wachsender Körper benötigt eine hohe Eisenzufuhr in der Ernährung. Das Baby erhält im ersten Lebensjahr Eisen über die Muttermilch oder über künstlich mit Eisen angereicherte Nahrung.

Kuhmilch ist keine gute Eisenquelle und wird wegen des ungünstigen Verhältnisses von Eiweiß, Kasein und Molke, für Säuglinge nicht empfohlen. Nach dem sechsten Lebensmonat erhält der Säugling mindestens zweimal täglich püriertes Fleisch, um die Eisenaufnahme zu erhöhen.

2) Vitaminmangelanämie

Neben Eisen benötigt der Körper auch Folat und Vitamin B12, um genügend gesunde rote Blutkörperchen zu produzieren. Enthält die Ernährung nicht genügend dieser Vitamine, kann die Produktion roter Blutkörperchen verlangsamt oder eingeschränkt werden.

Manche Menschen nehmen zwar genügend Vitamin B12 zu sich, aber ihr Körper ist nicht in der Lage, das Vitamin richtig aufzunehmen. Dieser Zustand führt zu einer Vitamin-B12-Mangelanämie, die auch als perniziöse Anämie bezeichnet wird.

Ein Vitamin-B12-Mangel kann folgende Ursachen haben:

1. die Ernährung - Vitamin B12 ist vor allem in Fleisch, Eiern und Milch enthalten. Veganer und Vegetarier, die diese Lebensmittel nicht essen, sollten daher Vitamin-B12-Präparate einnehmen. Neben tierischen Produkten sind auch Nährhefe und ihre Erzeugnisse gute Quellen für B-Vitamine.

Magenoperationen - Nach einer Operation, bei der ein Teil des Magens oder des Dünndarms entfernt wurde, ist die Fähigkeit des Körpers, B12 zu absorbieren, eingeschränkt. Dem Körper fehlt der so genannte Intrinsic Factor oder Intrinsic Factor, der für die ordnungsgemäße Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm unerlässlich ist.

Darmerkrankungen - Morbus Crohn und Zöliakie - erschweren die Aufnahme von Vitamin B12. Auch Darmparasiten wie Bandwürmer, die man sich durch den Verzehr von rohem, verunreinigtem Fisch zuziehen kann, schränken die Vitamin-B12-Aufnahme ein.

Folsäuremangel:

Folsäure oder Folat, auch als Vitamin B9 bekannt, ist ein Nährstoff, der hauptsächlich in dunkelgrünem Blattgemüse und tierischer Leber enthalten ist.

Bei diesen Erkrankungen kommt es zu Schwierigkeiten bei der Folsäureaufnahme:

  1. Darmerkrankungen wie Zöliakie
  2. Chirurgische Entfernung oder Bypass eines großen Teils des Darms
  3. Übermäßiger Alkoholkonsum
  4. Bestimmte Medikamente, wie z. B. Medikamente gegen Krampfanfälle
  5. Schwangere und Frauen, die stillen, haben einen erhöhten Bedarf an Folsäure
  6. Menschen mit Nierenerkrankungen und Dialysepatienten

Lebensmittel, die reich an Vitamin B12 sind:

  • Rindfleisch, Leber, Huhn und Fisch
  • Eier
  • Milch, Käse und Joghurt

Die empfohlene Tagesdosis an Vitamin B12 für einen gesunden Menschen beträgt 2,4 Mikrogramm.

Bei den oben genannten chronischen Krankheiten ist ein Mehrfaches der empfohlenen Tagesdosis erforderlich.

Neben der makrozytären Anämie kann sich ein Vitamin-B12-Mangel auch durch andere Symptome bemerkbar machen: Störungen des Nervensystems wie anhaltendes Kribbeln in Händen und Füßen oder Gleichgewichtsstörungen sind häufig. Auch geistige Veränderungen oder Vergesslichkeit können auftreten.

Die perniziöse Anämie, die auftritt, wenn Vitamin B12 nicht ausreichend resorbiert wird, erhöht das Risiko für Magen- oder Darmkrebs.

Folsäuremangel, vor allem in der Zeit vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft, kann zu Geburtsfehlern beim Fötus führen, insbesondere zu Neuralrohrdefekten, die sich als Geburtsfehler des Gehirns und des Rückenmarks manifestieren, wie Anenzephalie, Myelomeningozele oder Meningozele.

Ein gewisser Zusammenhang mit Folsäuremangel wurde auch beim Auftreten von angeborenen Herzfehlern oder dem Down-Syndrom nachgewiesen.

Die Einnahme von Folsäurepräparaten ist ein wirksames Mittel zur Vorbeugung angeborener Fehlbildungen, und zwar ab 3 Monaten vor der geplanten Schwangerschaft, während der gesamten Schwangerschaft und mindestens 6 Wochen nach der Entbindung sowie während der Stillzeit und des Stillens.

Die empfohlene Dosis beträgt 400 Mikrogramm pro Tag. Wenn in der Familie bereits Neuralrohrdefekte aufgetreten sind, wird eine 10-fach höhere Folsäuredosis (4-5 Milligramm pro Tag) empfohlen, um ein erneutes Auftreten zu verhindern.

Lebensmittel mit hohem Folsäuregehalt:

  • Brokkoli, Spinat, Spargel und Bohnen
  • Orangen, Zitronen, Bananen, Erdbeeren und Melonen
  • Leber, Nieren
  • Hefe, Pilze
  • Nüsse, Erdnüsse

3. anämie bei chronischen krankheiten

Einige schwere chronische Krankheiten beeinträchtigen die Produktion roter Blutkörperchen und können zu deren vorzeitigem Absterben oder zu einem Blutverlust führen.

Dazu gehören unter anderem Krebs, HIV/AIDS, entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Nierenerkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

4. aplastische Anämie

Diese Art der Anämie gehört zu den selteneren Ursachen von Blutarmut, ist jedoch lebensbedrohlich.

Die im Knochenmark befindlichen Stammzellen produzieren drei Arten von Blutzellen - rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen.

Bei der aplastischen Anämie sind diese Stammzellen geschädigt, was zu einer Funktionsstörung des Knochenmarks führt: Das Knochenmark wird leer oder aplastisch oder enthält nur wenige Blutzellen (ist hypoplastisch).

Die häufigste Ursache der aplastischen Anämie ist der Kampf des Immunsystems gegen die Stammzellen im Knochenmark - eine Autoimmunreaktion.

Andere Risikofaktoren, die eine aplastische Anämie verursachen können:

  1. Krebsbehandlung - Chemo- und Strahlentherapie - zusätzlich zu den Krebszellen können auch gesunde Zellen, einschließlich der Stammzellen im Knochenmark, geschädigt werden.
  2. Giftige Substanzen und Chemikalien - die Exposition gegenüber Pestiziden und Insektiziden oder Additiven, die dem Benzin beigemischt werden, werden mit der Entwicklung einer aplastischen Anämie in Verbindung gebracht
  3. Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, und bestimmter Antibiotika
  4. Das Vorliegen anderer Autoimmunerkrankungen ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer autoimmunbedingten aplastischen Anämie
  5. Virusinfektionen, insbesondere Hepatitis verursachende Viren, Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus, Parvovirus B19 und HIV
  6. Schwangerschaft
  7. Unbekannte Faktoren - manchmal können Ärzte die genaue Ursache der aplastischen Anämie nicht bestimmen, dann spricht man von einer idiopathischen aplastischen Anämie

5. anämie bei Knochenmarkserkrankungen

Krankheiten wie Leukämie oder Myelofibrose verursachen Anämie, die lebensbedrohlich sein kann.

6. hämolytische Anämie

Diese Art von Anämie tritt auf, wenn die roten Blutkörperchen schneller zerstört werden, als das Knochenmark sie durch die Produktion neuer Blutzellen ersetzen kann.

Eine verstärkte Zerstörung der roten Blutkörperchen wird durch bestimmte Erbkrankheiten wie angeborene Störungen der Erythrozytenmembran oder durch einen Defekt der für die ordnungsgemäße Funktion der Erythrozyten erforderlichen Enzyme verursacht.

Eine solche Anämie, die auf einen Defekt der roten Blutkörperchen zurückzuführen ist, wird als korpuskuläre hämolytische Anämie bezeichnet. Eine hämolytische Anämie kann jedoch auch auftreten, wenn das Problem außerhalb der Erythrozyten liegt. Dann wird sie als extrakorporale hämolytische Anämie bezeichnet.

Beispiele dafür sind Autoimmunreaktionen gegen rote Blutkörperchen, lymphoproliferative Krebserkrankungen, monoklonale Gammopathie oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie Methyldopa, ein zentral wirkendes Antihypertensivum.

Erblich bedingte Anämien

1. die Sichelzellenanämie

Hierbei handelt es sich um eine vererbte Form der hämolytischen Anämie, die durch eine Mutation in dem Gen verursacht wird, das für die Produktion des eisenhaltigen Proteins der roten Blutkörperchen, des Hämoglobins, verantwortlich ist.

Das Hämoglobin hat die Aufgabe, Sauerstoff von der Lunge in den Körper zu transportieren. Das mutierte Gen produziert Hämoglobin mit einer fehlerhaften Struktur. Daher sind die gebildeten roten Blutkörperchen nicht scheibenförmig bikonkav, sondern länglich und sichelförmig.

Derart deformierte Erythrozyten entstehen vor allem bei der Desoxygenierung, d. h. nachdem der Sauerstoff in das Gewebe gelangt ist.

Bei der reversiblen Form der Krankheit können sich die Erythrozyten bei Sauerstoffzufuhr wieder in ihre normale Form zurückverwandeln. Bei der irreversiblen Form hingegen bleiben die Erythrozyten dauerhaft in einer Sichelform, die von Sauerstoff nicht beeinflusst wird.

Sichelförmige Erythrozyten haben andere rheologische Eigenschaften, sind klebriger und neigen dazu, die Blutgefäße zu verstopfen. Die Milz erkennt und vernichtet solche defekten Erythrozyten - es kommt zur Hämolyse und die Anämie verschlimmert sich.

2. thalassämie

Bei der Thalassämie handelt es sich um eine Erbkrankheit, die ähnlich wie die Sichelzellenanämie als Hämoglobinopathie eingestuft wird, d. h. um die Bildung von defektem Hämoglobin - dem roten Blutfarbstoff.

Hämoglobinmoleküle bestehen aus zwei Ketten, den so genannten Alpha- und Beta-Ketten. Bei der Thalassämie ist entweder die Produktion der Alpha- oder der Beta-Kette vermindert. Je nach Art der unterbrochenen Kette wird zwischen Alpha-Thalassämie und Beta-Thalassämie unterschieden.

Wenn eine der Ketten unterbrochen ist, wird die Produktion der anderen Hämoglobinkette erhöht. Das Ergebnis ist ein Erythrozyt, der nicht funktionsfähiges Hämoglobin und viele andere Kettenreste enthält, die im Erythrozyten gespeichert und nutzlos sind.

Eine solche Zelle wird schneller zerstört (Hämolyse), was zu Anämie und Hepatosplenomegalie (vergrößerte Leber und Milz aufgrund der Ansammlung zerstörter Erythrozyten) führt.

Symptome

Die Symptome einer Anämie variieren je nach Ursache, Grad und Schwere der Anämie.

Alle Symptome können von leicht bis schwer und lebensbedrohlich reichen.

Im Allgemeinen werden die folgenden Symptome als die häufigsten Anämiesymptome angesehen:

  • Müdigkeit
  • Schwäche
  • Blasse oder gelbliche Haut
  • Unregelmäßiger Herzschlag - Herzrhythmusstörungen
  • Atembeschwerden und Kurzatmigkeit
  • Schwindel oder Benommenheit
  • Schmerzen in der Brust
  • Kalte Hände und Füße
  • Kopfschmerzen
  • Brüchige Nägel
  • Ungewöhnlicher Geschmack für nicht nahrhafte Substanzen wie Eis, Schmutz oder Stärke
  • Verdauungsstörungen, insbesondere bei Säuglingen und Kindern mit Eisenmangelanämie
  • Häufige, wiederkehrende oder langwierige Infektionskrankheiten
  • Ungeklärte und leichte Blutergüsse
  • Häufiges Nasenbluten und Zahnfleischbluten
  • Unaufhörliches Bluten aus Wunden, z. B. Schnittwunden
  • Veränderung des Geisteszustandes
  • Vergesslichkeit
  • Tinnitus
  • Kribbeln in den Händen und Füßen

Diagnostik

Ein wichtiger Teil der Diagnose ist die Anamnese, d. h. der Arzt wird Sie nach Ihrem Gesundheitszustand, erhöhter Müdigkeit, neurologischen Symptomen oder Anzeichen für verstärkte Blutungen wie verlängerte Blutungen während der Menstruation oder Blut im Stuhl oder Erbrochenem fragen.

Die Familienanamnese ist für das Vorhandensein von angeborenen Anämieformen oder erblichen Blutungsstörungen von Interesse.

In der persönlichen Anamnese ist ein Hinweis auf häufige Infektionskrankheiten, Knorpel- oder Nierenprobleme wichtig. Auch die Einnahme von Medikamenten oder die Exposition gegenüber Chemikalien oder übermäßiger Alkoholkonsum sind von Bedeutung.

Von den Laboruntersuchungen ist ein komplettes Blutbild unerlässlich. Bei einem Blutbild wird die Anzahl der Blutzellen aus einer venösen Blutprobe gezählt. Der Anteil der roten Blutkörperchen (Hämatokrit) und der Hämoglobinwert im Blut geben Aufschluss über eine Anämie.

Der Schwellenwert für eine Anämie wird durch den Hämoglobinwert bestimmt und ist abhängig von Alter und Geschlecht (Tabelle)

bei Kindern im Alter von 1 bis 6 Jahren 110 g/l
bei 6-14-Jährigen 120 g/l
bei Männern 135 g/l
bei nicht schwangeren Frauen 120 g/l
bei schwangeren Frauen 110 g/l

Schweregrad der Anämie nach Hämoglobinwert:

  • leichte Anämie (wenn Hämoglobin nicht unter 100 g/l fällt)
  • mäßige Anämie (Hämoglobin 80-100 g/l)
  • schwere Anämie (Hämoglobin unter 80 g/l)

Diese Werte können auch bei gesunden Menschen niedriger sein, z. B. bei intensiver körperlicher Betätigung, in der Schwangerschaft oder bei älteren Menschen. Rauchen und das Leben in großer Höhe erhöhen dagegen die Erythrozytenzahl.

Ein weiterer Parameter, den wir im Blutbild untersuchen können, ist die Größe der roten Blutkörperchen. Neben der Größe werden auch die ungewöhnliche Form der roten Blutkörperchen und ihre Ähnlichkeit beurteilt, z. B. Anisozytose (ungleichmäßige Größe der Erythrozyten) oder Poikilozytose (ungleichmäßige Form der Erythrozyten).

Beim Blutbild werden jedoch nicht nur die roten Bestandteile des Blutes untersucht, sondern auch andere Blutzellen und -partikel: Die Anzahl der Leukozyten, der Neutrophilen und der Blutplättchen ist wichtig.

Eine wesentliche Laboruntersuchung bei der Diagnose jeder Anämie ist die Sedimentation und die chemische Untersuchung des Urins oder die Stuhlanalyse.

Andere diagnostische Tests hängen von der Art der Anämie ab:

  • Untersuchung des Eisenstoffwechsels im Blut (Bestimmung des Serumeisens und der Serumtransferrin- oder löslichen Transferrinrezeptorkonzentration).
  • Untersuchung des Knochenmarks
  • immunhämatologische Untersuchungen (Blutgruppen, Antiglobulintests)
  • Untersuchung der Immunglobulinkonzentration
  • Werte der Erythrozytenenzyme
  • Marker für Hepatitis und andere virale Erkrankungen
  • Oncomarker
  • rheumatologische Untersuchung
  • endokrinologische Untersuchung
  • gastroenterologische Untersuchung

Verlauf

Der Verlauf einer Anämie hängt von der auslösenden Ursache ab.

Einige Anämien sind erblich bedingt und treten von Geburt an auf. Erworbene Anämien, wie Anämien bei chronischen Krankheiten oder perniziöse Anämien, sind durch eine langsame Verschlimmerung des Mangels an roten Blutkörperchen und damit eine allmähliche Verschlechterung des klinischen Zustands gekennzeichnet.

Der akute Verlauf von Anämien ist durch einen massiven und schnellen Blutverlust, z. B. infolge eines Traumas, gekennzeichnet.

Lebensmittel bei Anämie - Produkte mit Fe - Eisentabelle
Von der auslösenden Ursache hängt auch ab, inwieweit eine Ernährung mit erhöhtem Eisengehalt - Fe - hilft. Quelle: Getty Images

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Behandlung: Anämie - Blutarmut

Behandlung von Anämie: Wie man behandelt und welche Medikamente verwendet werden + Vitamine

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Interessante Quellen