Colitis ulcerosa: Warum tritt sie auf, wie äußert sie sich? Was hilft der Behandlung?

Colitis ulcerosa: Warum tritt sie auf, wie äußert sie sich? Was hilft der Behandlung?
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Colitis ulcerosa ist eine langfristige entzündliche Erkrankung des Enddarms mit einer möglichen Ausbreitung auf den gesamten Teil. Diese Autoimmunentzündung ist durch Blutungen, Eiter und Geschwürbildung in der Darmschleimhaut gekennzeichnet. Ihre Ursache ist nicht klar. Sie ist durch abwechselnde Ruhephasen und das Einsetzen von Beschwerden wie Schmerzen, Durchfall und Blutungen im Stuhl gekennzeichnet.

Merkmale

Die chronische Entzündung der Schleimhaut des Dickdarms, fachlich Colitis ulcerosa, ist eine langfristige unspezifische entzündliche Erkrankung des Dickdarms.

Die Krankheit begleitet Betroffene ein Leben lang.

Eine Entzündung des Darms hat einen hämorrhagischen (blutenden) bzw. katarrhalischen Charakter mit der möglichen Bildung von Geschwüren in der Darmschleimhaut. Der Begriff Katarrh bezeichnet eine Form der Schleimhautentzündung, bei der übermäßige Mengen von Schleim produziert werden.

Sie entsteht auf einer Autoimmunbasis und ihre Ursache bleibt noch immer unklar.

Ulkus ist eine Bezeichnung für ein Geschwür, davon leitet sich der Name Colitisulcerosa, d.h. von lateinisch: ulcus - Geschwür, ab.

Sie betrifft hauptsächlich den Endabschnitt des Dickdarms, d.h. den Mastdarm (Rektum). Sie kann jedoch auch in anderen Segmenten bzw. entlang der gesamten Länge des Darms auftreten.

Die Entzündung entsteht in der Schleimhaut- und Submukosaschicht und nicht entlang der gesamten Dicke der Darmwand, wie es bei Morbus Crohn der Fall ist.

Colitis ulcerosa wurde erstmals 1859 von dem Londoner Arzt Sir Samuel Wilks beschrieben.

Die weltweite Inzidenz der Krankheit liegt bei 0,5–24,5 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Die Zahlen sind höher für entwickelte Länder wie Nordamerika, Europa oder Israel.

Die Inzidenz für die Colitis ulcerosa liegt in Deutschland bei 3,0–3,9 pro 100 000 Einwohner und die Prävalenz liegt bei circa 160–250 pro 100 000 Einwohner. Quelle: aerzteblatt.de.

Die Colitis ulcerosa tritt am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr bzw. zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf . Etwa 15 % der Patienten sind über 60 Jahre alt.

Die Inzidenz der Erkrankung zwischen den Geschlechtern ist ungefähr gleich, obwohl einige Quellen einen etwas höheren Anteil bei Frauen angeben.

Diese Art von Kolitis hat Symptome, die hauptsächlich mit dem Verdauungssystem verbunden sind, und zwar Bauchschmerzen, Durchfall oder Blutungen im Stuhl, also Enterorrhagie.

Sie zeichnet sich jedoch auch durch extraintestinale Komplikationen aus, wenn sie beispielsweise Gelenke, Augen oder Haut betrifft. Ihr ernstes Risiko besteht in der Entwicklung von Darmkrebs (nach jahrelanger Krankheit) oder einer Schädigung von Leber und Gallenblase.

Ursachen

Colitis ulcerosa wird auch als Autoimmunerkrankung bezeichnet, ihre genaue Ursache ist jedoch noch nicht geklärt.

Ein paar Worte zur Kombination verschiedener Risikofaktoren.

Die Inzidenz der Krankheit ist in entwickelten Ländern höher, was auf die Auswirkungen der Umwelt, des Lebensstils, der reduzierten Bewegung und der geringen Ballaststoffzufuhr hinweist.

Man denkt dabei an den Verzehr von höheren Mengen an raffiniertem Zucker und verschiedenen Chemikalien, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Die Wirkung der Einnahme von Arzneimitteln wie hormonellen Verhütungsmitteln oder nichtsteroidalen Antirheumatika mag auch eine Rolle spielen.

Das Risiko einer Entwicklung wird auch durch das familiäre Auftreten der Erkrankung erhöht.

Interessanterweise spricht man hier auch von der schützenden Wirkung des Rauchens. Raucher seien deshalb weniger gefährdet. Es wurde auch festgestellt, dass die Krankheit nach Entfernung des Blinddarms (Volksanhangsdrüse) in geringerer Häufigkeit auftritt.

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Risikofaktoren und deren Kombination, die zur Colitis ulcerosa führen können:

  • sie tritt hauptsächlich im Alter zwischen 20.-40. Lebensjahr oder zwischen 50.-60. Lebensjahr auf
  • Autoimmunwirkung, Schleimhautimmunitätsstörung
  • Familienanamnese und genetische Faktoren (HLA DRB1 * 0103, MDR1, MY0B9 bei schwerer Kolitis)
  • Einfluss der Umgebung bzw. der Umwelt
    • Industrialisierung
  • Lebensstil
    • weniger körperliche Aktivität, sitzende Lebensweise, sitzende Arbeit
    • reduzierte Ballaststoffaufnahme
    • erhöhte Aufnahme von raffiniertem Zucker, chemische Zusatzstoffe in Lebensmitteln
  • Einnahme von Medikamenten wie hormonellen Kontrazeptiva oder nichtsteroidalen Antirheumatika

Symptome

Colitis ulcerosa hat Symptome im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem, da eine Entzündung den Darm betrifft.

Sie sind jedoch auch mit allgemeinen Beschwerden und verschiedenen extraintestinalen Symptomen verbunden. Die Krankheit dauert lange, also chronisch, ein Leben lang.

Kolitis dieser Art ist durch eine Phase mit Beschwerden gekennzeichnet, die als Relaps oder Rückfall bezeichnet wird. Auf einen Rückfall folgt dann eine Remission, die Bezeichnung für die asymptomatische Phase, d.h. ohne erkennbare Symptome.

Ein typisches Symptom der Krankheit ist Durchfall, vermischt mit Blut und Schleim.

Die leichte Form der Colitis ulcerosa ist durch Durchfall mit Blut und Schleim im Stuhl gekennzeichnet. Die Häufigkeit kann 2-3 mal am Tag betragen. Vor allem morgens.

Typisch dabei ist Tenesmus, also ein schmerzhafter Stuhl- oder Harndrang, gefolgt von der Entleerung einer kleinen Menge Stuhl und dem Gefühl einer unvollkommenen, unvollständigen Entleerung des Mastdarms.

Diese Symptome sind auch charakteristisch für die Beteiligung des Endabschnitts der Dickdarms, also des Rektums.

Die schwere Form ist durch wässrigen und blutigen Stuhlgang gekennzeichnet, sogar 10 mal täglich, begleitet von schmerzhaftem Stuhldrang. Bauchschmerzen gibt es nicht nur wöhrend der Entleerungszeit. Der Bauch ist aufgeblasen. Die Körpertemperatur steigt.

Bei massiven Blutungen treten Anämie, Schwäche, Blässe, Tachykardie auf. Der Betroffene verliert an Körpergewicht und ist auch durch die Störung der inneren Umgebung gefährdet.

Diese Form wird auch als fulminante Ulzerose bezeichnet.

Die Lösung ist Krankenhausaufenthalt, Infusionsbehandlung und Bluttransfusion.

Die Colitis ulcerosa wird nach Ort und Grad der Kolonbeteiligung klassifiziert:

  1. distale Kolitis
    • Proktitis, Entzündung der Rektumschleimhaut (20 %)
    • Proktosigmoiditis,betrifft das Rektosigma (35%) oder das Rektum und den den S-förmigen Abschnitte des Dickdarms
  2. linksseitige Kolitis (20%), betrifft die linke Seite des Darms, d.h. den absteigenden Dickdarm
  3. Pankolitis, Entzündung des gesamten Dickdarms (15 %)

Die Krankheit wird auch nach Häufigkeit klassifiziert:

  • chronisch remittierender Verlauf: bei Auftreten einer Episode pro Jahr
  • chronischer intermittierender Verlauf: wenn mehr als eine Episode von Beschwerden pro Jahr auftritt
  • chronisch anhaltender Verlauf: mit kontinuierlicher Aktivität
  • fulminanter Verlauf ist der schwierigste Typ

Klassifikation nach Truelove und Witts

Mild Moderat Schwer Fulminant
Stuhlgänge pro Tag weniger als 4 4 - 5 mehr als 6 mehr als 10
Blutige Stühle wenig Blutbeimengung blutiger Stuhl reines Blut
Temperatur nicht erhöht 37 - 37,8 über 37,8 über 37,8
Puls bis zu 90/Minute bis zu 90/Minute über 90/Minute über 90/Minute
Hämoglobin über 140 100 - 140 weniger als 100 weniger als 80
Blutsenkung/BSG weniger als 30 weniger als 30 mehr als 30 mehr als 30
Sonstiges keine Tachykardie
leichte Anämie
leichte Tachykardie
leichte Anämie
Tachykardie
Anämie
starke Bauchschmerzen
Blähung
schwere Anämie
Gewichtsverlust

Neben gastrointestinalen Problemen ist die Colitis ulcerosa durch extraintestinale Symptome und Komplikationen gekennzeichnet.

Blutungen können Anämie verursachen, gefolgt von Schwäche und Müdigkeit, und andere Probleme sind damit verbunden, wie in der Tabelle zu sehen ist. Die Körpertemperatur steigt, die Pulsfrequenz beschleunigt sich. Anorexie und Gewichtsverlust sind vorhanden.

Zu den extraintestinalen Beschwerden gehören auch:

Eine schwerwiegende Komplikation ist Darmkrebs, dessen Risiko mit der Zeit steigt. Nach 10 Jahren liegt die Risikorate bei etwa 2% und nach 50 Jahren Krankheit bei 40%.

Megacolon toxicum (toxisches Megakolon) tritt bei schwerer Kolitis auf, das infolge der Vergrößerung des Dickdarms entstehenden vermehrten Blähungen auftritt.

Das Risiko besteht in der Folge darin, dass es platzt, Darminhalt aus dem Darm austritt und eine Peritonitis, d.h. eine Entzündung des Peritoneums, was lebensgefährlich sein kann.

Eine Entzündung führt zu Darmschädigungen, Ulzerationen, d.h. Geschwüren. Nach Jahren und wiederholten Episoden ist die Darmwand vernarbt, der Darm verkürzt und sein Lumen verengt sich. Rezidivierende Entzündungen sind auf die Fistel zurückzuführen.

Die Krankheit wirkt sich negativ auf die menschliche Psyche und ihre Leistungsfähigkeit aus. Behinderung ist auch eine der Komplikationen der Krankheit.

Diagnostik

Die Diagnose der Erkrankung erfolgt anhand der Anamnese – häufig sind Durchfall, Blutungen aus dem Enddarm, aber auch Bauchschmerzen oder Gewichtsverlust. Der Patient ist blass, schwach, ineffizient.

Die körperliche Untersuchung untersucht den Bauch, den Palpationswiderstand des Bauches, insbesondere im linken Unterbauch.

Darüber hinaus werden Laboruntersuchungen zur Feststellung der Diagnose durchgeführt. Entzündungsmarker sind erhöht, ebenso die vorhandene Anämie.

Biochemie kann Veränderungen in der inneren Umgebung, Elektrolyten, erkennen. Lebertests sind komplementär.

Weiterhin Antikörper und damit Serologie von pANCA und ASCA. Die infektiöse Ursache einer entzündlichen Darmerkrankung kann durch Stuhluntersuchung und Bakterienkultur oder das Vorhandensein von Parasiteneiern mikroskopisch nachgewiesen werden.

Der wichtigste Teil der Diagnose der Colitis ulcerosa ist die endoskopische Untersuchung des Darms.

Man führt eine Koloskopie bzw. Darmspiegelung durch. Bei der Endoskopie kommt es zu einem Befund und vor allem zu entzündlichen Veränderungen im Rektumbereich – anhand der Form auch im restlichen Dickdarm. Auch in der Endoskopie unterscheidet sich die Colitis ulcerosa vom Morbus Crohn.

Bei der Endoskopie wird auch Material gesammelt. Der Sammlung folgt die histologische Untersuchung.

Andere bildgebende Verfahren sind Ultraschall, also USG und CT oder MRT. Es ist wichtig, Colitis ulcerosa von Morbus Crohn zu unterscheiden.

Tabelle: Unterschiede in der Diagnose von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Colitis ulcerosa Morbus Crohn
Darmschädigung Dickdarm
vor allem das Rektum
keine Beeinträchtigung des Dünndarms
der gesamte Verdauungstrakt
v.A. das Ende des Dünndarms
Darmwandschädigung Mukosa uns Submukosa ganze Dicke der Darmwand
Ausmaß der Schädigung kontinuierlich vom Mastdarm aufwärts segmentale Behinderung
Wechsel von gesunden und beschädigten Abschnitten
Blutung häufig weniger häufig
Tenesmen ja nein
Antikörper ASCA-negativ
p-ANCA-positiv
ASCA-positiv
p-ANCA-negativ
Klinisches Bild blutiger Durchfall Bauchschmerzen
Gewichtsverlust
Komplikationen Krebsrisiko Fistelbildung, Stenosen und Abszessen

Verlauf

Der Krankheitsverlauf ist langanhaltend, ein Leben lang. Es tritt am häufigsten bei jungen Menschen im jüngeren Alter von 20 bis 40 Jahren auf. Danach liegt die zweite Phase des Krankheitsausbruchs typischerweise zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr.okom.

Colitis ulcerosa ist durch abwechselnde Rückfälle und Remissionen gekennzeichnet.

Rückfall ist ein Zeitraum, in dem die Beschwerden auftreten. Remission ist die anschließende Abschwächung der Symptome. Wie oft sie wiederholt werden, ist individuell. Die grundlegenden Manifestationen sind Durchfall mit Schleim und Blut, schmerzhafter Drang und nachfolgende Schmerzlinderung nach dem Entleeren.

Dies ist für die leichtere Form von Bedeutung.

Schwere Zustände sind durch Bauchschmerzen auch außerhalb des Stuhlgangs und eine höhere Blutungsintensität und Stuhlfrequenz gekennzeichnet. Dies wiederum beeinflusst den Gesamtzustand, dh Schwäche beginnt, auch durch Anämie bzw. Blutarmnut.

Die körperliche Verfassung nimmt ab, aber auch das Körpergewicht, eine Person leidet an Magersucht. Auch die Assoziation extraintestinaler Probleme und deren Ausmaß ist individuell.

Beim Auftreten von Beschwerden gibt es einige mögliche Auslöser.

Beispiele sind Stress, einige Lebensmittel mit chemischen Zusatzstoffen und die oben genannten Medikamente. Es kann jedoch auch ohne ersichtlichen Grund zu einem Rückfall der Entzündung kommen.

Frühzeitige Untersuchung und Behandlung sind wichtig, um die Entwicklung von Komplikationen zu verhindern.

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